22, WG17, F11, D2 / NG4, M11, E20, B1, NA0, C0

Vicki Baum, Liebe und Tod auf Bali

Genau wie Sternstaub und Sänfte gehört auch dieses Buch zu den ersten 100 oder so Büchern, die ich sehr früh las, und das mich auch immer wieder neu beeindruckte. Als Kind kam es mir überhaupt nicht in den Sinn, die Geschichte irgendwie zu hinterfragen, sondern akzeptierte diese fremdartige, faszinierende Kultur einfach so wie sie hier auf so bewegende und anschauliche Weise beschrieben war. So war das Wiederlesen nach sehr langer Zeit auch so etwas wie eine Reise in meine Kindheit, besonders wenn ich Lieblingsstellen wiederfand oder mich bei frühen Kapiteln an den Ausgang der Handlungsstränge erinnerte. Und wieder hinterließ das Buch einen tiefen Eindruck. Eine Stelle, die ich hier zitiere, klingt geradezu prophetisch.
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"..Ich habe um mich geschaut - ich kann mir nicht denken, dass es noch ein Land der Erde gibt, so schön wie Bali. Ich kann es nicht an die Fremden weggeben oder verkaufen, ich darf es nicht. Was würden sie daraus machen, wenn sie erst Gewalt darüber bekämen? Sie kennen unsere Götter nicht, und sie verstehen nicht die Gesetze, nach denen Menschen leben müssen. Sie würden die Tempel umreißen, und die Götter würden die Insel verlassen, dass sie bald öde und hässlich würde, wie die Wüsten im Land China. Sie würden Zuckerrohr anbauen, nicht wie unsere Bauern es tun, gerade genug, um ihre Speisen zu süßen und ihre Kinder zu erfreuen, sondern sie würden das Land mit Zuckerrohr bedecken und es in großen Häusern zu Zucker kochen, dass die Dörfer davon stänken, und sie würden den Zucker mit großen Dampfschiffen fortholen und zu Geld umwechseln. Sie würden hässliche Bäume in geraden Reihen pflanzen und Gummi daraus zapfen, und sie würden die Sawahs verwüsten und die schönen Palmen und Fruchtbäume fällen, um Platz zu machen für ihre Städte. Sie würden aus unseren Bauern Sklaven und Kulis machen, dass keine Zeit mehr bliebe für Hahnenkämpfe und Feste und Musik und Tänze. Und unsere Frauen müssten ihre Brüste bedecken, als wenn sie Huren wären, und niemand würde mehr Blumen im Haar tragen oder Opfer zu den Tempeln bringen. Und sie würden die Freude aus den Herzen der Kinder pressen, und sie würden die Geduld und Sanftmut und Verträglichkeit aus ihren Gemütern reißen und sie bitter und unfreundlich machen und unzufrieden, wie die weißen Männer selbst es sind. .."

(Vicki Baum, Liebe und Tod auf Bali, 1937)