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Friedrich Dürrenmatt, Grieche sucht Griechin / Mister X macht Ferien / Nachrichten über den Stand des Zeitungswesens in der Steinzeit

Von den wenigen Werken von Dürrenmatt, die ich kenne, ist 'Grieche sucht Griechin' immer noch mein Favorit. Schon als Teenager faszinierte mich diese seltsame Welt des Unterbuchhalters Archilochos, dessen Leben sich über Nacht so drastisch und unglaublich verändert. Besonders die Passagen mit dem exzentrischen Maler Passap und gegen Schluss dem alten Präsidenten blieben mir über all die Zeit im Gedächtnis. Irgendwann werde ich auch das Buch wiederlesen, da bin ich mir sicher.
Weil es die Kindle-Ausgabe nur mit den beiden anderen Stücken von Dürrenmatt gab, nahm ich sie mit dazu und bereute es nicht, obwohl nur ein Fragment, gefiel mir "Mister X macht Ferien" sehr gut und auch die Abhandlung über die Geschichte des Zeitungswesens war nett zu lesen, aber regte auch zum Nachdenken an.
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"Die Wahrheit", bemerkte der Staatspräsident, legte einen abgenagten Hühnerknochen zur Seite und rückte den Kerzenständer zwischen ihnen etwas weg, "die Wahrheit ist immer etwas Genierliches, wenn sie an den Tag kommt, nicht nur bei Frauenzimmern, bei allen Menschen und besonders beim Staate. Ich möchte manchmal auch aus meinem Palais stürzen - deas ich schon rein architektonisch scheußlich finde - wie Sie aus der Heloisen-Kapelle, aber eben, ich habe nicht so recht die Courage und klettere heimlich über die Mauer. Ich will niemanden von den Betroffenen verteidigen", fuhr er fort, "am wenigsten mich, es ist dies überhaupt ein Gebiet, von dem sich schicklich nur schwer reden läßt, und wenn schon, so nur nachts unter vier Augen, weil bei jedem Reden Ansichten und Moralitäten hineingeraten, die nicht dazugehören, und weil die Tugenden, Leidenschaften und Fehler der Menschen so nahe beieinanderliegen, daß leicht Verachtung und Haß aufkommen, wo Verehrung und Liebe allein das Gegebene wären."
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"Sie sind begnadet worden", bemerkte der alte Herr noch, "der Grund dieser Gnade kann zweierlei sein, und es hängt von Ihnen ab, was er sei: die Liebe, wenn Sie an diese Liebe glauben, oder das Böse, wenn Sie an diese Liebe nicht glauben. Die Liebe ist ein Wunder, das immer wieder möglich, das Böse eine Tatsache, die immer vorhanden ist. Die Gerechtigkeit verdammt das Böse, die Hoffnung will bessern, und die Liebe übersieht. Nur sie ist imstande, die Gnade anzunehmen, wie sie ist. Es gibt nichts Schwereres, ich weiß es. Die Welt ist schrecklich und sinnlos. Die Hoffnung, ein Sinn sei hinter all dem Unsinn, hinter all diesen Schrecken, vermögen nur jene zu bewahren, die dennoch lieben."
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(Friedrich Dürrenmatt, Grieche sucht Griechin, 1954)