Bücherliste 2009: 05.12.2009
Wieder-/Quergelesen: Mary Stewart, My Brother Michael Klar, daß dieser Band wie so ziemlich alle anderen Thriller von Mary Stewart auch fester Bestandteil meines Buchpools ist, wobei ich diesen lange nicht gelesen habe. Wunderbar geschrieben (was den Stil angeht, ist Mary Stewart ein echtes Vorbild) und so spannend wie alle ihre Thriller hat dieses gegen Ende hin vielleicht noch etwas mehr Spannung und Brutalität als die anderen - und auf jeden Fall mit Delphi und der wilden Felsenlandschaft drumherum einen der exotischsten Handlungsorte.
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Bücherliste 2009: 04.12.2009
Neu gelesen: Qiu Xiaolong, A loyal character Dancer Kurz vor oder während der Frankfurter Buchmesse hatte ich mal eine Besprechung zu diesem in den USA lebenden chinesischem Krimiautor gelesen, die mich neugierig machte und bei unserem kürzlichen Besuch bei Alibi ließ sich diese Neugier auch vorläufig stillen. Weit bin ich noch nicht gekommen, weil mir erst Agatha Christie und heute Mary Stewart dazwischen kamen, aber der Fall von Inspector Chen liest sich schon sehr interessant - bis jetzt noch ein bißchen bieder, aber dafür sehr authentisch.
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Kapitel 6
Kapitel 6
Im Jahr 399 nach der Landung, am Vollmondstag im 3. Mond in Anns Jahrviertel
Wir trafen am späten Nachmittag des nächsten Tages auf die ersten Wächter. Bis dahin waren wir dem schmalen Pfad gefolgt, der in die Berge hineinführte, ab und zu an einem Bergbach entlang. Es ging durch etliche Waldstücke und Lichtungen oder offenen Waldwiesen, aber wir sahen nirgendwo eingezäunte Weiden und andere Schutzhütten, geschweige denn Rinder- oder Schafsherden. Es schien als würde dieser Teil der Berge allgemein gemieden, obwohl die nächste Siedlung am Fuß der Berge keine Stunde von der Schutzhütte, in der wir übernachtet hatten, entfernt lag und die Bergwiesen wie gutes Weideland aussahen. Nur auf dem Pfad, der offensichtlich regelmäßig instand gehalten wurde, fanden sich ab und zu Spuren von anderen Reisenden.
Wir erreichten schließlich die Stelle, an der der Pfad so steil einen bewaldeten Abhang hinaufführte, dass wir absteigen und die Pferde führen mussten. Oben auf dem Hügelkamm kamen wir unvermittelt aus dem Wald in ein weites sonnendurchflutetes Feld, so hell nach dem Dämmerlicht unter den Bäumen, dass sich meine Augen erst an das Sonnenlicht gewöhnen mussten. Der Pfad verlor sich in dem Feld, das als Weide genutzt wurde. Eine Schafherde weidete dort friedlich und ein Hütehund, der es sich nicht weit von uns im Schatten eines Baumes bequem gemacht hatte, ließ uns nicht aus den Augen, blieb aber regungslos liegen. Statt wieder aufzusteigen führte Yenda sein Pferd und das Packpferd, dessen Zügel an seinem Sattel befestigt war, quer über das Feld auf die uns genau gegenüberliegende Seite zu, wo ich einige Bäume und dahinter schroff aufragende Felsen erkennen konnte, die wiederum von noch höheren Felsklippen überragt wurden und allmählich in eine Kette von mehreren dicht beieinander liegenden Berggipfeln übergingen. Erst als wir das Feld zur Hälfte überquert und ein halbes Dutzend kleinerer Schafsgruppen passiert hatten, entdeckte ich den einzigen Zugang in den abweisenden Felsen, eine schmale Öffnung, von Bäumen überschattet. Als wir noch näher kamen, hörte ich Wasser rauschen und erkannte, dass ein Fluss oder größerer Bergbach am Fuß der Felsklippen entlang um die große Wiese herum floss, verborgen von den Bäumen an ihrem Rand.
Zwei Frauen saßen am Rand der Wiese unter den letzten Bäumen und warteten ruhig ab, bis wir auf wenige Meter herangekommen waren. Die ältere mochte um die fünfzig sein und sah verhärmt und verbittert aus. Ihr strähniges grauschwarzes Haar hing ihr in einen unordentlichen Zopf geflochten bis fast zu den Hüften. Die jüngere Frau hatte dunkle glatte nackenlange Haare und aus ihrem Gesicht mit den hohen Wangenknochen und wasserblauen Augen ließ sich keinerlei Gefühlsregung ablesen, weder Überraschung noch Ablehnung, ganz zu schweigen von Willkommen. Beide Frauen waren einfach, fast schäbig in graubraunen Tuniken gekleidet und beide hatten eine Strähne ihres Haares über der rechten Stirn weiß gefärbt. Sie waren mit Messern und Armbrust bewaffnet.
Yenda brachte sein Pferd in ein paar Metern Entfernung zum stehen.
„Friedliche Wege“ grüßte er kurz. Die Frauen schwiegen. Die jüngere sah mich prüfend an, als ich zu Yenda trat, und ihr Blick blieb an meiner weißen Haarkette hängen. Yenda hielt dem feindseligen Blick der älteren Frau ruhig stand.
„Schön dich wieder zusehen, Gryndal“ sagte er ohne eine Spur von Ironie. „Und Sera natürlich.“
„Sieh an, der Tarlon.“ Gryndal erhob sich langsam. Ich konnte ihren Akzent nicht genau zuordnen, aber es klang als käme sie aus einem der Clansreiche an der Ostküste. „Was willst du wieder hier? Haben wir dir nicht oft genug gesagt, dass es zwecklos ist? Du bist hier nicht willkommen!“
Yenda erwiderte nichts darauf. Die jüngere Frau erhob sich ebenfalls und stellte sich neben Gryndal, die mich finster musterte und sich wieder Yenda zuwandte.
„Und wen hast du da angeschleppt?“
„Das ist Yonann“ sagte Yenda ruhig. „Sie ist aus freien Stücken mitgekommen.“
Die jüngere Frau blickte mich weiterhin unverwandt an, zwischen ihren Brauen stand eine steile Falte.
„Du kommst mir bekannt vor“ sagte sie unvermittelt. Ihre Stimme klang rau und angestrengt und sie sprach fast akzentfreies nohkrei. „Aber an jemand, der Yonann heißt, würde ich mich erinnern. Woher kommst du?“
„Ich glaube nicht, dass wir uns schon einmal begegnet sind“ sagte ich wahrheitsgemäß, unsicher ob Yonann wirklich ein guter Wahlname für diese Reise gewesen war. Seras Gesicht blieb weiter unbewegt, aber ich konnte das Misstrauen in ihren Augen sehen.
„Ich will mit Merlag oder Truwalsch sprechen, falls sie da sind“ sagte Yenda. „Und unsere Pferde unterstellen.“
„Du hast hier gar nichts zu wollen. Wir sind kein Gasthof!“ entgegnete Gryndal angriffslustig.
„Ich werde für alle Kosten aufkommen, keine Sorge. So wie letztes Mal. Also, was ist?“
Die beiden Frauen sahen sich an und Gryndal zuckte mit den Schultern.
„Weißt du noch den Weg oder muss Sera mitkommen?“
„Ich kenne den Weg noch.“
„Ich komme trotzdem mit“ sagte Sera und hob ihre Armbrust auf. „Ich schicke die Ablösung etwas früher los, Gryndal.“ Die alte Frau nickte müde und setzte sich wieder unter den Baum. Sera wandte sich abrupt um und ging ohne sich nach uns umzusehen voraus zu dem Pfad, der am Rand der Wiese wieder anfing und zur Schlucht zwischen Fluss und Felswänden führte. Wir folgten ihr nach und als der Weg breit genug wurde, gingen Yenda und ich wieder nebeneinander. Yenda blickte zu mir und wieder auf Seras Rücken und sagte dann so leise, dass ich es gerade noch verstehen konnte: „Stimme allem zu, was sie sagen. Und wenn sie uns trennen, versuche heute Nacht raus zu kommen, wenn alle schlafen.“
Ich wollte verblüfft etwas fragen, aber er schüttelte warnend den Kopf zu Sera hin, die offenbar nichts gehört hatte. Ich nickte und Yenda nahm meine Hand und verschränkte seine Finger mit meinen.
Das Lager der Wächter befand sich in einer Flussbiegung, die genug Platz bot für ein gutes Dutzend Zelte und grob gezimmerte Blockhütten. Weiter hinten gegen die Felsen sah ich eine Art Schuppen, der vermutlich als Stall diente, oder als Vorratshaus oder beides. Die Siedlung wirkte sehr ruhig, ich sah nur ein paar Wächter am Fluss sitzen und angeln und einige andere, die mit der Reparatur eines Hüttendachs beschäftigt waren. Hinter der Siedlung verengte sich der Pfad und verschwand mit dem Fluss hinter einer Felsnase am Ende der Biegung. Sera ging voraus zu dem großen Schuppen und half uns dann wortlos die Pferde abzusatteln und zu versorgen. Ein Teil des Vorratshauses war für Pferde eingerichtet, aber zurzeit befand sich nur ein einzelnes Bergpony dort, das mit zwei angewinkelten Hufen in einem Verschlag döste. Wir legten das Gepäck erstmal vor dem Verschlag ab und folgten Sera zu einer größeren Hütte nicht weit von dem Stall entfernt. An der Tür war das gleiche Symbol angebracht, das alle Wächter als Wappen trugen, das Auge in der Handfläche. Ich nahm an, dass diese Hütte als Versammlungsort diente, denn in ihr gab es nur einen großen Raum mit ein paar Tischen und genug Bänken und Stühlen für vielleicht dreißig oder mehr Leute. Zwei Männer und eine Frau saßen an einem Tisch und verglichen Listen, und einer der Männer nahm Eintragungen in ein Kassenbuch vor. Als wir eintraten, drehten sie sich um und Yenda blieb abwartend in der Tür stehen. Der Mann mit dem Kassenbuch legte den Stift zur Seite. Er war dunkelhäutig, beinahe so schwarz wie Ebenholz, und sehr groß und sehr fett. Auch er hatte eine Strähne in seinem krausen Haar über der rechten Stirn weiß gefärbt. Jetzt verstand ich, was Yenda gemeint hatte, als er mich auf meine Haarkette hinwies. Es gab in Baleh Menschen, die sich am Landungstag oder anderen Gedenktagen eine Strähne weiß färbten oder so wie ich eine weiße Kette ins Haar flochten im Angedenken an Nakur, aber eine ganze Gruppe von solchen Anhängern war mir noch nicht begegnet.
„Sieh mal, wer wieder da ist, unser Drachensohn. Du willst es wirklich noch einmal versuchen? Einmal reicht dir noch nicht?“
Ähnlich wie Sera sprach er ein fast akzentfreies nohkrei, wie es die Menschen tun, die in oder in der Nähe von Nakuren leben, wo die alten Clanssprachen nicht mehr verwendet werden. Ich hatte gedacht, dass die meisten Wächter aus Bergländern stammen müssten, aber dies schien ein Irrtum zu sein.
„Warum sollte es?“ entgegnete Yenda eisig. „Du weißt so gut wie ich, warum ich es noch mal versuchen muss. Wozu also das ganze Getue? Warum lässt du mich nicht einfach in die Höhle?“
Der massige Mann stemmte sich schnaufend hoch und kam zu uns. Er war fast einen Kopf größer als Yenda und gut doppelt so breit. Die Daumen in den Gürtel gehakt musterte er mich prüfend.
„Ohne dieses Getue, wie du es nennst, bringen wir uns alle in unnötige Gefahr. Nichts ist das wert, auch nicht deine Schwester.“ Yenda schob das Kinn vor und der dunkle Mann seufzte.
„Kommt erst einmal herein.“ Und zu mir gewandt fügte er hinzu: „Ich bin Merlag. Wer bist du und warum bist du mit ihm zusammen? Du siehst nicht ylkanisch aus.“
„Yonann.“ Da er nicht nach meinen Elternnamen fragte und auch seine nicht genannt hatte, ließ ich sie weg. „Yenda hat mich um Hilfe gebeten.“
Merlag blinzelte. „Yonann? Das ist ein sehr willkommener Name hier. Aber du kommst nicht aus Ailmee, oder doch?“
„Nein, aus Vors. Das liegt in Baleh, nahe der Grenze zu Chruann.“ Dort befand sich auch mein Weingut und ich kannte mich dort so gut aus, dass sie als meine Wahlheimat durchgehen konnte. Merlag nickte zustimmend und wir setzten uns an den Tisch, nachdem er das Kassenbuch weggeräumt hatte. Sera kam herein und sprach kurz mit den beiden anderen Wächtern, worauf diese wortlos die Hütte verließen, vermutlich um Gryndal abzulösen. Merlag holte ein paar Tassen und schüttete uns Tee ein, dann ließ er sich wieder ächzend uns gegenüber am Tisch nieder. Sera setzte sich neben ihn und starrte uns schweigend und unbewegt an.
Merlag blickte mir ins Gesicht, lächelte und zeigte mir seine Hand, Daumen und Zeigefinger zu einem Kreis geformt - das Mondzeichen. Ich zeigte ihm mit den gleichen Fingern einen Halbkreis, das Zeichen der Mondsichel für Traummagieradepten und er grinste breit. Seine starken Zähne und das Weiße in seinen Augen stachen seltsam gegen seine schwarze Haut ab. Ich hatte bis dahin nur wenig Erfahrungen mit den dunkelhäutigen Menschen aus den beiden Clanreichen im nördlichen Nohkran gemacht, und fühlte mich unbehaglich, obwohl es dafür überhaupt keinen Grund gab.
„Dachte ich es mir doch. Keine Arbeit gefunden? Da gibt es so viele… Ich hoffe, er bezahlt dich anständig. An deiner Stelle wäre mir kein Preis hoch genug für so ein unsinniges Unterfangen, aber das wirst bald selbst erkennen.“ Ich schwieg und Yenda hielt Merlags Blick unbewegt stand.
„Und wie genau hast du es dir diesmal vorgestellt?“ fragte Merlag ihn.
Yenda zuckte die Achseln. „Ich habe Yonann mitgebracht, damit sie entscheidet, ob und wann wir in den Berg gehen. Wenn sie bereit ist, gehen wir, vorher nicht.“
„Du weißt, dass du noch mindestens bis zum Halbmond warten musst?“ Das kam von Sera, die ihn immer noch feindselig fixierte. Yenda ignorierte sie.
„Vorher bekommen wir auch nicht genug Leute für die Reinigungszeremonie zusammen“ fügte Merlag hinzu und lehnte sich selbstzufrieden lächelnd zurück. Yenda blickte mich an und gleichzeitig spürte ich seine Fußspitze an meinem Knöchel.
„Ist diese Reinigungszeremonie wirklich nötig?“ fragte ich.
„Ja!“ Merlag klang sehr entschieden. „Ich weiß nicht, was Yenda dir erzählt hat, aber einfach so in den Berg zu spazieren ist purer Leichtsinn. Ihr müsst euch vorbereiten und die Zeremonie macht es leichter für euch und für uns. Und um es schon einmal klarzustellen, ich lasse ich euch vorher sowieso nicht rein. Gerade jetzt bei Vollmond ist es viel zu gefährlich.“
„Nun, das klingt auch ganz vernünftig“ sagte ich. „Eine Woche macht jetzt auch nichts mehr aus.“
„Sagtest du nicht, der Mondstand spielt keine große Rolle?“ fragte Yenda mich, eine ärgerliche Falte zwischen seinen Brauen, aber ich spürte wieder seine Schuhspitze sanft an meiner Wade. „Ich habe schon zu lange gewartet.“ Ich zuckte nur die Schultern. Merlag beugte sich etwas vor.
„Yenda, sei doch vernünftig und höre einmal - ausnahmsweise - auf uns. Warum willst du nicht auf Nakur vertrauen? Er wird uns helfen euch zu überwachen, und dann kommt ihr auch viel schneller wieder heraus. Oder willst du noch einmal ein Jahr in dem Berg zubringen? Oder gar nicht mehr herauskommen? Und sie auch in Gefahr bringen? Wenn du Nakur vertraust, wirst du deine Schwester diesmal ganz sicher finden.“
„Vielleicht findet sie dich schon vorher“ warf Sera ein. Merlag knurrte etwas und Yenda sah verblüfft zwischen den beiden hin und her.
„Was meinst du? Habt ihr doch etwas von ihr gehört? Sie gesehen?“
Sera sah ihn feindselig an. „Seit du weg warst, hatten wir ein paar seltsame Träume. Aber anders als deine.“
„Wie schön für euch. Meine Träume wünsche ich niemandem.“
„Das waren überwachte Träume“ stieß sie zwischen den Zähnen heraus. „Keine unkontrollierten Alpträume. Nakur hat sie uns geschickt. Dank ihm wissen wir besser als du, was in dem Berg vorgeht. Seit du hier warst, hat sich etwas verändert. Wir hatten einige beunruhigende Traumzeichen.“
„Habt ihr meine Schwester gesehen? Ja oder nein?“
Sera schwieg und Merlag faltete die Hände über seinem umfangreichen Bauch.
„Wir sind uns nicht sicher“ gab er zu. „Es scheint da jemanden zu geben, der sie sein könnte. Die Tarlil in Silber. Jeder, der sie gesehen hat, nennt sie so.“
„Und weiter?“ Yendas Stimme war fast tonlos.
„Nichts. Es ist jemand, der früher nicht da war, und es ist eine Frau mit einer silbernen Aura. Mehr wissen wir noch nicht.“
„Weil ihr sie nicht kennt. Wenn es meine Schwester ist, werde ich sie wieder erkennen.“
„Das werden wir ja sehen. Du solltest sowieso an den Wahrträumen teilnehmen, das hab ich dir schon einmal gesagt. Wenn du sie da wieder erkennst, haben wir Gewissheit. Aber so – ohne Sicherheit, ohne Überwachung – darf ich euch nicht in den Berg lassen.“ Merlags Ton war endgültig. „Es ist zu gefährlich für uns alle. Das ist mein letztes Angebot, Yenda, entweder ihr bleibt noch mindestens eine Woche hier und macht die Reinigungszeremonie und wenigstens einen Wahrtraum mit, oder ich schicke jemanden nach Ylkan und lasse dich abholen. Vielleicht sollte ich das so oder so tun. So sieht es aus.“
Yenda hatte die Lippen aufeinander gepresst und starrte wütend auf den Tisch. Ich legte eine Hand auf seinen Arm.
„Für mich scheint das am vernünftigsten zu sein. Was können wir denn verlieren?“ Yenda ignorierte mich scheinbar, aber ich spürte immer noch seine Schuhspitze an meiner Wade. Ich wandte mich an Merlag.
„Könnte ich mir den Zugang zum Berg einmal ansehen? Nur von außen, um - naja, einen ersten Eindruck zu bekommen.“ Merlag und Sera sahen sich an und sie zuckte mit den Achseln.
„Kein Problem. Wir können gleich dorthin gehen. Danach kannst du deine Sachen in die zweite Frauenhütte bringen.“
„Und weil Truwalsch nicht da ist, wirst du bei mir wohnen“ fügte Merlag an Yenda gewandt hinzu und grinste verschlagen. Yenda starrte trotzig zurück, dann atmete er tief durch und lehnte sich zurück.
„Ich habe wohl wirklich keine Wahl, oder?“ fragte er ironisch zu mir gewandt.
„Das siehst du ganz richtig“ bestätigte Merlag süffisant.
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„Das ist der Zugang? Hinter der Quelle?“
„Ja, hinter der Öffnung ist eine Höhle. Wenn du zu dem Wasser hinunter gehst, kannst du sehen, dass du innen am Felsen vorbei in die Höhle gehen kannst. Es ist nicht schwer.“
Sera war etwa zwanzig Meter von der Quelle entfernt auf einer Anhöhe stehen geblieben. Irgendjemand - die Wächter wohl - hatte den engen Pfad zur Felswand, aus der der Fluss entsprang, mit einem groben Geländer aus Holzpfählen und Seilen gesichert. Er führte direkt zur Felswand, in der sich eine niedrige Ausbuchtung befand, die mit Wasser gefüllt war - die Topfquelle des roten Flusses. Jetzt im Spätsommer stand das Wasser nicht besonders hoch, aber ich konnte trotzdem den Hintergrund der Höhle nicht erkennen.
Sera sah mich von der Seite an. „Kannst du etwas fühlen auf die Entfernung?“
Ich war mir nicht ganz sicher wie ich reagieren sollte, um glaubwürdig zu wirken. Die Traummagier entwickeln durch das Studium geistige Kräfte, die oft stärker sind als die Clangaben, aber das Prinzip der Wahrnehmung ist das gleiche, zumindest bei mir. Der Zugang sah harmlos genug aus im Schein der Abendsonne und als ich nach einer Weile doch wagte mich über meine Clangabe vorzutasten, spürte ich nichts. Das Wasser plätscherte über die Steine und hoch über unseren Köpfen sang der Wind in den Felsen.
„Nein, noch nicht. Ich denke ich brauche etwas mehr Zeit - oder ich muss näher heran. Es sieht so - friedlich aus.“
Sera ließ sich nichts anmerken, aber ich hatte doch das Gefühl, dass sie nichts anderes erwartet hatte.
„Es ist auch friedlich“ stimmte sie zu. „Auch von innen dauert es eine Weile, bis es - anders, eben irgendwie seltsamer wird. Zuerst ist es wie in einer gewöhnlichen Höhle. Oder einem Bergwerk. Nur dass es sich immer wieder verändert.“
„Wie verändert?“
„Manchmal ist es nur ein Gang, dann wieder mehrere Gänge, oder eine große Höhle. Es bleibt sich nichts gleich - das macht es ja so schwer, sich da drinnen zurecht zu finden.“
„Wie kann das sein? Wie ist die Höhle entstanden?“
Sera zuckte die Achseln. „Teilweise ist sie wohl künstlich, vielleicht war es zu Zeiten des verschwundenen Volkes wirklich ein Bergwerk oder so etwas Ähnliches. Aber irgendwann kommt ein Bereich, wo man nicht mehr erkennen kann, ob es schon eine natürliche Höhle oder noch ein von Menschen angelegter Gang ist.“
„Wie oft warst du schon da drinnen?“
Sera zögerte einen Moment. „Ein paar Mal. Drei oder vier Male. Nicht sehr oft.“
„Und wie weit bist du gekommen?“
Wieder das fast unmerkliche Zögern. „Ich weiß es nicht“ gab sie zu. „Da drinnen geht nicht nur das Zeitgefühl verloren.“ Sie sah mich abschätzend an. „Willst du wirklich mit Yenda da hinein? Das könnte böse ausgehen.“
Ich zuckte die Schultern. „Ich hatte es mir anders vorgestellt. Auf jeden Fall werde ich nicht blind hineingehen. Und bevor ich mit ihm hineingehe, schaue ich mir die Höhle noch einmal näher an, wenn es heller ist. Für heute bin ich zu müde.“
Sera lächelte. „Es freut mich, dass du vernünftiger bist als er.“ Wir machten uns wieder auf den Rückweg und als der Pfad wieder breiter wurde, gingen wir einträchtig nebeneinander her. Sie schien ihr anfängliches Misstrauen nahezu völlig abgelegt zu haben, vielleicht hatte es sich aber auch von vorneherein nur gegen Yenda gerichtet.
„Kann man in dem Fluss baden?“ fragte ich.
„Hier oben nicht, aber weiter unten gibt es einen kleinen Teich. Wir gehen heute Abend sowieso baden, dann kannst du mitkommen.“
„Danke. Wer ist wir?“
„Gryndal, Dani und die anderen Frauen hier. Die Männer baden woanders, keine Sorge.“ Sie lächelte mir verschwörerisch zu und ich grinste zurück. Sera sah mich mit schiefgelegtem Kopf an.
„Yonann – heißt du wirklich so?“
„Ja, meine Eltern wollten einen Namen, der mit Nakur zu tun hat.“
Sera lächelte unvermittelt. „Ich wollte auch immer so heißen. Besonders als Kind. Aber irgendwann hab ich mich doch damit abgefunden.“
Ich zuckte die Achseln und schwieg. Sera knabberte an ihrer Unterlippe.
„Yonann, bist du - bist du mit ihm zusammen?“ fragte sie plötzlich.
„Mit Yenda? Nein. Nein, wir haben eine - naja, ich denke mehr geschäftliche Beziehung.“
Jetzt sah sie wirklich interessiert aus. „Wirklich? Habt ihr einen Vertrag? Hat er dich im Voraus bezahlt?“
„Nein, noch nicht alles jedenfalls. Nur einen Vorschuss und die Unkosten. Ganz so dumm ist er nicht.“
„Nein, das kann ich mir auch nicht vorstellen“ gab sie zu. „Aber leichtsinnig. Und er lässt sich einfach nichts sagen.“
„Eigensinnig ist er, das stimmt. Vielleicht ist das bei Tarlons öfter so.“
Sera schnaubte durch die Nase. „Wenn ja, dann ist es bei ihm besonders schlimm. Du hättest ihn sehen sollen, als er hier war. Er weigerte sich, bei irgendwas mitzumachen, sogar bei den Wahrträumen, er behauptete, sie würden nichts nutzen.“
„Er hatte Alpträume, vielleicht hatte er Angst sie würden davon schlimmer.“
Sera schüttelte heftig den Kopf. „Er wollte sich einfach nichts sagen lassen, wusste alles besser. Kannst du dir vorstellen, dass er noch nicht einmal den Wahrtraum von Nakurs Reise mitgemacht hat?“
„Doch, das weiß ich. Er sagt, in Ylkan hätten sie keine Traummagier, sie wollen mit Traummagie nichts zu tun haben. Bei den anderen Ländern, die Yl geweiht sind, ist das wohl auch so.“
„Das kann sein, wir haben auch bisher keine Mitglieder aus Yl-geweihten Ländern werben können. Aber das war es nicht allein. Selbst als er aus dem Berg kam und nahe dran war draufzugehen, hat er keinen Rat angenommen. Und nichts erzählt, die ganze Zeit nicht.“
„Er vertraut einfach niemandem.“
„Zuerst wussten wir auch gar nicht, dass er ein Tarlon ist. Erst als er im Berg war, kamen ein paar ylkanische Gardisten hier vorbei und wollten wissen, wo er war. Nach ein paar Wochen, als er immer noch nicht aufgetaucht war, zogen sie wieder ab. Ich wünschte, sie würden besser auf ihn aufpassen, wenn ihnen soviel an ihm liegt, dann hätten wir eine Sorge weniger.“
Je mehr Sera sich ereiferte, desto deutlicher konnte ich ihre Gefühle spüren. Als ich sie an einer engen Stelle des Weges leicht streifte, fühlte ich den ganzen unterdrückten Zorn und Frust, der in ihr unter der sorgsam aufrechterhaltenen unbewegten Oberfläche gärte, und nahm mir vor, im Umgang mit dieser Frau äußerst vorsichtig zu sein.
„Vermutlich machen sich seine Eltern Sorgen.“ Wir waren wieder bei dem Schuppen angelangt und ich nahm das Bündel mit meinem Nachtzeug und den Kleidern zum wechseln und meine Umhängetasche an mich. Yenda hatte seine Sachen anscheinend schon geholt.
„Yenda wollte nicht, dass wir sie benachrichtigten, als er aus dem Berg kam, aber nachdem er abgereist war, haben wir eine Botschaft nach Ylkan geschickt. Es kam aber keine Antwort. Seltsame Familie, wirklich. Hast du sie getroffen?“
„Nein, ich war noch nie in Ylkan. Ich war in Nakuren, als Yenda mich unter Vertrag nahm. Wir kennen uns noch nicht so lange.“
„Und was hast du in Nakuren gemacht?“ Ich konnte nicht erkennen, ob Sera nur aus reiner Neugier fragte oder neuem Misstrauen.
„An einem Wachtraumforschungsprojekt teilgenommen. Aber dann brauchten sie mich nicht mehr und so hatte ich Zeit, als Yenda zu uns kam und nach einem Traummagier fragte.“
„Wenn du nichts mehr findest, kannst du immer zu uns kommen“ sagte Sera eifrig. „Traummagier sind uns immer willkommen. So kannst du Nakur immer nahe sein.“
„Daran hab ich auch schon gedacht. Ich werde es mir überlegen.“
„Tu das. Hier wird es dir viel besser gehen als in Nakuren. Und eines Tages kannst du zurückkehren und es ihnen allen zeigen…“
Wir waren bei einer der letzten Hütten angelangt, und Sera ließ mir den Vortritt. Drinnen gab es einen größeren Eingangsraum mit abgeteilter Kochecke und einem langem Tisch, an dem Gryndal und eine andere Frau schon saßen und Suppe löffelten. Hinter dem Eingangsraum befanden sich zwei Schlafräume mit insgesamt acht Betten oder besser Pritschen. Es gab keinen Waschraum, nur einen Brunnen an der Schmalseite der Hütte und einen Abort über einer Sickergrube einige Meter hinter dem Haus. Sera wies mir ein Bett in dem größeren Schlafraum an.
„Außer mir schläft noch Dhani hier“ erklärte sie. „Du kannst auch gerne in dem anderen Raum schlafen, aber Gryndal schnarcht entsetzlich, daran muss man sich erst gewöhnen.“
Gryndal schnaubte durch die Nase und Dhani kicherte. Sie war eine magere eher ernst wirkende Frau mit kurzen dunkelbraunen Haaren mit grauen Strähnen darin und kurzsichtig wirkenden blauen Augen, ein oder zwei Jahre jünger als ich. Ich legte mein Gepäck auf das Bett und holte mein Nachtzeug und Handtücher heraus, dann ließ ich mir Suppe geben und setzte mich zu den anderen an den Tisch. Die Sonne war schon vor einer guten Stunde hinter den Bergen verschwunden und es wurde schnell dunkel. Als wir mit dem essen und abwaschen fertig waren, war der Mond aufgegangen und zwei Frauen aus der anderen Frauenhütte holten uns ab zum baden. Wir gingen durch die Siedlung und folgten eine Weile dem Flusslauf, bis ein kleiner Pfad in den Wald abzweigte. Er führte zu einem kleinen Teich, der ringsum mit Sträuchern und Schilf umrandet war, bis auf einen Stelle, wo das Ufer mit Brettern befestigt war und ein Steg einige Meter in das Wasser führte. Das Wasser war angenehm kühl und seidig auf der Haut. Der Vollmond schien fast taghell, aber die Wächterinnen hatten noch eine Windlampe mitgebracht. Ich blieb mit Dhani in der Nähe des Ufers, und ließ mich einfach nur entspannt im Wasser treiben.
„Ich hab schon lange keinen so klaren Vollmond mehr gesehen“ bemerkte ich und Dhani verzog das Gesicht.
„Ich wünschte, es wäre bewölkt“ entgegnete sie. „Wenn es bewölkt ist, kann ich wenigstens ein bisschen schlafen, aber wenn der Mond so hell scheint, geht es gar nicht.“
„Auch wenn du das Fenster zuhängst?“
„Nein, das wirkt nicht, der Mond hält mich trotzdem wach. Wir machen abends immer eine Gedenkzeit, danach schlafe ich immer sehr gut, aber in Vollmondnächten nutzt es nichts. Ich träume auch viel mehr als sonst.“
„Hast du es schon mit Schlafkrauttee versucht?“ fragte ich und versuchte mir meine Bestürzung nicht anmerken zu lassen. Wie sollte ich es anstellen nachts aus der Hütte zu kommen, wenn eine oder noch mehr der Wächterinnen an Schlaflosigkeit litten? „Das ist gut zum schlafen und man träumt auch weniger.“
Dhani zögerte. „Ich hab es schon mal versucht, früher, und es war ganz gut. Aber es ist schwer dranzukommen und Merlag hält nichts davon. Macht er wirklich süchtig?“
„Wenn man vorsichtig ist, nicht. Einmal, eventuell zweimal in der Woche ist harmlos, wenn man danach eine Woche keinen nimmt. Oder an drei Tagen hintereinander und dann drei Wochen Pause. Ich habe Kräutermedizin studiert, daher weiß ich das.“
„Hast du denn welchen mit?“ fragte Dhani hoffnungsvoll.
„Ja, nicht sehr viel, aber für ein halbes Dutzend Mal brühen müsste es reichen. Ich wollte mir nachher selbst welchen machen.“
Dhani munterte sichtlich auf. Auch die anderen Wächterinnen hatten Interesse an dem Tee und ich war froh, dass ich eine Packung mitgenommen und bis jetzt noch nichts davon verbraucht hatte. Einmal hatte ich Yenda davon angeboten, aber er hatte abgelehnt, weil er soviel davon hatte nehmen müssen, als seine Alpträume begannen und er sich davor fürchtete, süchtig zu werden. Aber die Wächterinnen schienen keine solche Bedenken mehr zu hegen.
Die Frauen hielten sich nicht lange mit baden auf, weil sie nicht zu spät zu der Gedenkmeditation – was immer das war – kommen wollten. Auf dem Rückweg zur Siedlung kam uns eine kleine Gruppe Männer entgegen, darunter Merlag und Yenda. Er lächelte mir im vorbeigehen zu, so dass mir ganz warm ums Herz wurde, und dann wurde mir plötzlich bewusst, wie sehr er mir schon fehlte. Wir waren nun fast zwei Wochen ununterbrochen zusammen gewesen und unter anderen Umständen - oder bei einem anderen Mann - wäre mir seine ständige Anwesenheit irgendwann lästig geworden. Aber jetzt war es anders. Obwohl ich zwei Wochen lang kaum mit jemand anderem gesprochen hatte, und sonst gerne in Gesellschaft war, erschienen mir die Wächter eher unheimlich und ich wünschte mir geradezu, wieder mit Yenda allein sein zu können.
Die Wächter versammelten sich vor der Hütte, in der wir Merlag angetroffen hatten, und weil es noch warm genug war, um draußen zu bleiben, ließen sich alle, dort wo sie standen, mit gekreuzten Beinen auf dem Boden nieder. Obwohl es so aussah, als ob alle einträchtig beieinander sitzen würden, fiel mir nach einer Weile auf, dass sich Männer und Frauen voneinander fern hielten, als ob eine deutliche Grenze zwischen den beiden Gruppen verlaufen würde, die keiner antastete. Yenda saß weit entfernt von mir, mehr am Rand der Gruppe und hielt den Kopf abgewandt. Merlag hatte sich vor der Hütte auf einem breiten Polster niedergelassen und leitete mit eintönig leiernder Stimme die Meditationsübung ein. Obwohl ich mich erst seit zwei Jahren mit Meditation beschäftigte, erschien mir die Übung überaus primitiv, aber den Wächtern schien sie ungeheuer wichtig zu sein. Sera neben mir verharrte schon nach den ersten Worten völlig bewegungslos mit geschlossenen Augen. Ich wagte es nicht mich zu konzentrieren und zu öffnen, weil ich nicht wusste, ob nicht doch einer der Wächter begabt genug war, um von mir etwas wahrzunehmen, das sie misstrauisch machen könnte, aber tat so, als würde ich in leichter Trance versinken.
Die Übung dauerte nicht lange. Zum Abschluss sang Merlag ein einfaches Gebetslied vor, wobei jede Zeile von der Gruppe nachgesungen wurde, leise und getragen, dabei leidenschaftlich und sehr intensiv. Ich riskierte einen Blick auf Yenda und sah, dass er statt mitzusingen schweigend vor sich hinstarrte, mit verschlossenem, beinahe grimmigem Gesichtsausdruck. „Nakur, sei mit uns,
wie wir bei dir sind
in Gedanken, im Wachen, und im Schlaf.
Nakur, sei mit uns diese Nacht,
hüte unsere Träume, wenn wir dich suchen,
leite unsere Wege, bis wir dich finden.
Nakur sei mit uns.
Obwohl ich erkannte, dass die Wächter nur ein altes nohkresisches Nachtgebet an die Vier abgewandelt hatten, gingen mir die Worte sehr nahe und als Merlag die Sitzung beendete und sich schwerfällig von seinem Polster erhob, war mir fast wehmütig zumute. Sera lächelte mich an und hakte mich unter. Die Wächter zerstreuten sich schweigsam. Ich sah, wie Merlag und ein anderer Wächter Yenda in ihre Mitte nahmen und fortführten, dann zog Sera mich weg.
In unserer Hütte holte ich meinen Heilkräuterkasten heraus. Alle Fächer, bis auf die Kräuter, die ich für Yendas Erkältung gebraucht hatte, waren noch mehr oder weniger voll. Ich konnte das kleine Fläschchen mit der Schlafkrauttinktur, mit dem ich den Tee verstärken wollte, nicht finden, aber von dem Schlafkraut selbst war noch mehr als genug für ein halbes Dutzend Personen da und der frisch gebrühte Tee würde auch ohne Tinktur stark genug sein. Ich wickelte die entsprechende Menge in einen Lappen und packte den Kasten wieder weg. Dhani hatte schon Wasser aufgesetzt und ich ließ mir einen Topf zum aufbrühen und eine Kanne geben.
„Ihr könnt es auch mit anderem Tee mischen, wenn er zu bitter ist. Oder mit Milch oder Honig. Pur wirkt er aber am besten.“ Die anderen Frauen sahen mir gespannt zu, wie ich das Wasser zweimal aufkochen und wieder etwas abkühlen ließ, dann einen Teil des Krauts vorbrühte und nach dem ziehen das restliche Kraut mit einem Teil des nicht mehr kochendem Wassers hinzufügte. Ich zählte im Kopf achtmal die neunundzwanzig-und-einen Mondnamen herunter und goss dann den fertigen Tee vorsichtig in die Kanne, so dass keine Teeblätter mit hineinkamen.
„Und wieviel darf man jetzt davon trinken?“ fragte Eirin. Sie mischte sich den Tee mit Milch.
„Einen Becher oder höchstens zwei. Beim ersten Mal kann es etwas mehr sein, danach sollte man immer weniger trinken.“ Ich stellte den Topf mit den Teeblättern zur Seite, aus purer Gewohnheit - Schlafkrauttee kann zweimal aufgebrüht werden, und der Tee aus der zweiten Brühung ist gut für die Abschlussdosen, weil er dann nicht mehr so stark ist.
„Und wann fängt er an zu wirken?“ Dhani probierte äußerst vorsichtig, verzog das Gesicht und rührte sich Honig in ihren Tee.
„Ein bisschen dauert es schon noch, er muss sich erst ganz im Körper verteilen, bis er wirkt. Eine Stunde oder etwas länger. Dafür hält er die ganze Nacht vor.“ Ich goss mir demonstrativ eine Tasse ein und tat, als wäre er mir noch zu heiß. Tatsächlich wirkte Schlafkrauttee bei mir nicht mehr so gut, weil ich als Kind soviel davon bekommen hatte, aber ich wollte kein Risiko eingehen.
Sera blies über ihren Tee.
„Nakur, behüte unseren Schlaf...“ sagte sie sanft und nahm einen Schluck. Die anderen Frauen murmelten zustimmend und tranken ihren Tee.
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