Babas Welt
Urlaubslektüre

Während ich in Avignon noch ein paar Bücher gut hätte gebrauchen können und in Texel ganz gut mit den mitgebrachten hinkam, hatte ich in Skagen definitiv zu viel Bücher mitgenommen - dort fand ich grade mal Zeit für einen Carl Hiaasen-Band (Basket Case, nicht ganz so abgedreht wie die früheren, sondern auf etwas sanftere Weise witzig und darum nicht weniger gut) und 2 oder 3 Kurzgeschichten von Annie Proulx. Ansonsten nix mit Urlaubslektüre - was ja auch schon eine Aussage über Skagen und die Qualität des Urlaubs dort ist ..

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Baba liest: Run the Risk

Immer wieder kommen mir Bücher unter, bei denen ich das Geschlecht des Autors schon an ihrem Stil erkennen kann, vor allem - leider - bei Autorinnen. Bei Kris Nelscott beispielsweise wußte ich schon nach dem ersten Kapitel, daß es trotz des männlich klingenden Vornamens nur eine Frau sein konnte. Aber bei Scott Frosts Erstling erging es mir genau umgekehrt - hier ertappte ich mich immer wieder bei dem Verdacht, daß irgendwie die Werke zweier Autoren verwechselt wurden. Alex Delillo, die Erzählerin des überaus spannenden und bedrückenden Thrillers ist Lieutenant und Chefin der Mordkommission von Pasadena und zugleich alleinerziehende Mutter einer siebzehnjährigen, sehr rebellischen Tochter. Die Beschreibungen der extremen Gefühlshölle, die Alex durchlebt, als ein größenwahnsinniger und beinahe allmächtig erscheinender Serienkiller ihre Tochter entführt, sind so intensiv, daß sie bald nur noch Unbehagen statt Mitleid bei mir auslösten. Wüßte ich es nicht besser, dann wäre ich überzeugt, daß nur eine Mutter dieses Buch geschrieben haben könnte. Neben dieser emotionalen Tour de Force verblassen leider die anderen Figuren, dabei tut es mir vor allem um Harrison, Alex eher unfreiwilligem neuen Partner, leid, der eher blaß bleibt und zunehmend unrealistisch, ja sogar ein bißchen idealisiert wirkt. Von dem Co-Author von Twin Peaks (obwohl - hieß der nicht Mark??) hätte ich doch irgendwie ein anderes Buch erwartet. Aber die Twin Peaks-Ära ist lange vorbei und die Zeiten ändern sich wohl ...

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Baba liest: "Castle in the Air"

Ich geb's ja zu, ich hab mir das Buch geholt, weil es die Fortsetzung zu dem wunderbaren "Howl's Moving Castle" ist und ich neugierig war, was aus Howl, Sophie & Co. geworden ist, selbst nachdem alles so glücklich und beinahe harmonisch endete. Und wenn es auch nur halb so gelungen ist wie das Moving Castle und zudem in der gleichen Welt spielt, konnte doch nichts schiefgehen.
Tat es ja auch garnicht, eher im Gegenteil - zu der leicht viktorianisch anmutenden Welt von Ingary kommt in diesem Buch der Orient aus 1001 Nacht zum tragen und das in der typischen durch und durch ironischen und witzigen Darstellung von Wynne Jones. Die Geschichte von Abdullah, dem jungen Teppichhändler mit dem Kopf in den Wolken faszienierte mich sofort dermassen, daß mir eigentlich erst nach 3 oder 4 Kapiteln auffiel, daß weit und breit jede Spur von den Charakteren aus dem ersten Buch fehlt. Tatsächlich erscheinen sie erst nach und nach gegen Ende des Buches, tauchen einer nach dem anderen aus ihren Verstecken auf - und dann stellt sich plötzlich heraus, daß sie alle praktisch von Anfang an an der Geschichte beteiligt waren. Als wäre das nicht genug, gibt es zum Schluß ein Showdown, bei dem Wynne Jones mit einem kaum mehr zu überblickendem Haufen Charaktere jongliert und trotzdem alle im Griff behält. Besser geht es wirklich nicht ..

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Baba liest: Cross Bones

Doch, ich muß zugeben, auch nach dem mittlerweile 8. Band von Kathy Reichs über die Abenteuer ihres Alter Egos (?) Tempe Brennan schätze ich sie immer noch. Mag sein, daß sich einiges wiederholt und die Stories sich nur noch durch immer exotischere Hintergründe (z. B. Guatemala und hier Israel), immer ungewöhnlichere biologische oder anatomische Anomalien und immer heftigere Konflikte zwischen den Hauptpersonen unterscheiden, aber Tatsache ist, sie machen Spaß. Auf ihre nervende Angewohnheit, Kapitel immer wieder mit haarsträubenden Cliffhangern enden zu lassen, verzichtet Reichs zwar hier nicht, aber wenigstens werden die Cliffhanger getreulich gleich zu Anfang des folgenden Kapitels statt wie früher zuweilen erst am Ende des Buches aufgelöst. Und auch wenn in Cross Bones wieder recht ernste und zuweilen haarsträubende Themen berührt werden - wie religiöser Fanatismus vs archäologischem Forschungsdrang - und es mitunter schon fast absurd zugeht, etwa wenn Tempe gewzwungen ist, Skelette aus biblischer Zeit und ebensolcher Bedeutsamkeit in Sporttaschen und Tupperdosen zu transportieren - so liest sich das Ganze doch überaus glatt und zügig unter den Augen weg. Zügig vor allem, denn in diesem Band treibt Reichs ihren Stil der ultrakurzen Sätze dermassen auf die Spitze, daß ich mich immer wieder fragen mußte, ob ich nun neidisch oder genervt sein sollte. Und ebenfalls reichliche Anwendung findet wieder die für Brennan typische Flapsigkeit, vor allem bei ihrem Umgang mit Detective Ryan, mit dem sie übrigens - surprise, surprise - durch den ganzen Band hindurch geradezu erstaunlich harmonisiert. Eine stabile und erfüllte Beziehung ist Tempe ja mittlerweile auch wirklich zu gönnen, aber ein bißchen ungewohnt ist es doch ..

Eine Kostprobe in Sachen 'ultrakurz' sollte wirklich nicht fehlen. Enjoy ..

My fingers closed on a metal upright.
The shelving wobbled.
Time fractured.
A bundle of paper teetered then tumbled to the floor.
Whump.
Sudden silence in the office.
Total silence in the closet.
Predator and prey sniffed the air.
Then, hurried footsteps.
Departing?
Relief.
Then fear, like a fist pressing my chest.
The footsteps were moving in my direction.
I crouched, paralyzed, maxed to every sound.
My mind hiccupped some forgotten caveat.
Never yield the advantage of lighting...

(Kathy Reichs, "Cross Bones", 2005)

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Baba liest: Bone Dance

Emma Bull schätze ich seit War of the Oaks. Andere Bücher von ihr wie Finder und Falcon fand ich dann ganz ok und Freedom and Necessity mit Steven Brust geradezu begeisternd, weil es so ungewöhnlich ist (wer schreibt heute noch Briefromane??! Und noch dazu so gute?) Bone Dance nun, mit seiner beklemmend realistischen Darstellung einer postapokalyptischen Welt (etwa 60 Jahre nach der Atombombe) könnte War of the Oaks glatt den Rang als bestes Solowerk ablaufen. Neben den "Horsemen", eine Rasse von Menschen, die fähig sind, das Bewußtsein eines Menschen zu kontrollieren oder gar auszulöschen und seinen Körper zu übernehmen (ihn zu 'reiten'), und die im Krieg als Bio-Waffen mit fatalen Folgen eingesetzt wurden, faszieniert darin vor allem die Hauptperson Sparrow, wie sie ihre Geschichte erzählt. Erst im 5. Kapitel wird aufgedeckt, was so ungewöhnlich und einmalig an Sparrow ist. Vorher hatte ich zwar einige Male etwas verduzt im Text zurückgeblättert und auch Sparrows Bild auf dem Cover studiert, aber immer nur das Gefühl gehabt, mich entweder ver- oder etwas überlesen zu haben. Dazu kommt noch ein tiefer Einblick in die Welt der Houdou-Religíon, mit ihrer bunten Götterwelt, von denen man nie sicher sein kann, wie weit sie in das Geschehen eingreifen oder es gar steuern ...

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Baba liest: "A Maiden's Grave"

Wenn mir eins an Thrillern wie diesem von Jeffrey Deaver besonders gefällt - oder sogar imponiert - dann, daß mit ganz unerwarteten Wendungen und Auflösungen aufgewartet wird, die mich völlig überraschen, obwohl es vorher wahrhaftig genug Hinweise gab, die mich hätten stutzig machen sollen. Schon bei "The Bone Collector" ärgerte ich mich im Nachhinein, daß ich den Mörder nicht schon früher identifiziert hatte, obwohl mir der Name gerade als Deutsche hätte auffallen müssen. Liegt es vielleicht an der Spannung, daß man beim lesen einfach nur vorprescht, ohne sich die Zeit zu nehmen über alles etwas zu reflektieren? Und spannend ist auch "A Maiden's Grave", aber es hat noch viel mehr zu bieten, vor allem einen Einblick in die Welt der Taubstummen, ihre ganz eigene Kultur und Einstellungen, ja Vorurteile gegenüber der normal hörenden Welt. Dazu kommt die Schilderung einer Geiselnahme, die dann so völlig anders endet als sich alle Beteiligten es vorgestellt haben ...

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Story Songs

I love the song 'Blue Sunday'. There are great details in the lyrics, like "Her backseat could have been a hotel / I slept for a thousand years / every now and then she'd laugh out loud / I pretended not to hear.."
Yeah, that's kind of a story song. It's kind of a little short movie, that one.
Do you enjoy writing story songs?
Sometimes, yeah. If I'm lucky. They're hard to come by. "Something Big", on Hard Promises, which we've spoken about, is the same kind of thing, it's just a quick short story. And the trouble with them in songs is you don't have a lot of space to get it in. So you've got to be lucky enough to get the lyric where it hits and it has a pretty wide scope, where maybe one line can create multiple images in a person's head. And that way, you can kind of squeeze a movie into three minutes. It's a lot trickier than writing a whole story out, like a narrative. So I don't usually set out to do that, but when it starts to happen, it's a lot of fun to follow it down the road and see where it goes.
And it's more a sense of following it than leading it?
I think so. With me, most of those come in and I am literally following it and writing it down. I don't really know the ending, and then the ending appears before me.
A lot of novelists have said they write their books that way, following the story, but unsure where it's going to end up.
I have to. I don't think I've ever written one where I knew how it was going to end up. So the endings are kind of ambiguous. But I think in song it's got to be. You don't want to nail it down too much. In songwriting, I think the better ones have some element of ambiguity, where it allows the listener to create his own picture. And those are the ones I like.

(Paul Zollo, "Conversations with Tom Petty", aus: Chapter 16: the last DJ, 2005)

Wen wundert's da noch, daß mir die ganzen musiktechnischen Besonderheiten seiner Songs, über die die beiden sich seitenlang in diesem Buch auslassen, beim anhören kaum jemals richtig bewußt geworden sind, aber ich dafür viele von Tom Pettys Songtexten - und gerade die der "Story Songs" - praktisch auswendig mitsingen kann? Mich nicht. Von Musik verstehe ich nunmal wenig. Aber doch einiges von Stories ...

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