Neu gelesen:

Julian Barnes, Levels of Life

Von ein paar Ausnahmen abgesehen (vor allem bei Neil Gaiman lässt es sich kaum vermeiden) interessiert mich das Privatleben meiner Autoren nicht besonders. Und so kam es, dass ich, sei es weil es verschwiegen wurde oder weil ich es einfach übersah/-hörte/-las, bis zu diesem Buch nicht wusste, dass Julian Barnes a) 30 Jahre lang verheiratet war und b) seine Frau 2008 starb. Auch dieses Buch, 2013 erschienen, kam mir jetzt erst dank Regina in die Finger (thanks again, dear), bis ich selber auf die Idee gekommen wäre nach etwas neuem von ihm zu sehen, hätte bestimmt noch etwas gedauert. Sei es drum - ähnlich wie "Nothing to be Frightened of" (und stand da eventuell etwas drin, was ich total vergessen habe?!) ist dieses Buch, so schmal und leicht es auch ist, wieder sehr nahegehend, bestürzend, fesselnd (vor allem die Betrachtungen über die ersten Ballonfahrer) und wehmütig stimmend. Und dankbar, dass mir diese Erfahrungen bisher erspart geblieben sind.

I do not believe I shall ever see her again. Never see, hear, touch, embrace, listen to, laugh with; never again wait for her footstep, smile at the sound of an opening door, fit her body into mine, mine into hers. Nor do I believe we shall meet again in some dematerialised form. I believe dead is dead. Some think grief a kind of violent if justifiable selfpity; some that it is merely one's own reflection in death's eye; others say it's the survivor they feel sorry for, because they're going through it, whereas the lost loved one can no longer suffer. Such approaches try to handle grief by minimising it - and doing the same with death. It's true that some of my grief is self-directed - look what I have lost, look how my life has been diminished - but it is more, much more, and has been from the beginning, about her: look what she has lost, now that she has lost her life. Her body, her spirit; her radiant curiosity about life. At times it feels as if life itself is the greatest loser, the true bereaved party, because it is no longer subjected to that radiant curiosity of hers.

(Julian Barnes, Levels of Life - part 3 The Loss of Depth, 2013)

Wiedergelesen:

Stephen King, Joyland

Ich weiß auch nicht, warum Duma Key sich solange hinzog. Dieses Buch hat nur ein Viertel des Formats und ist lange nicht so komplex, aber nicht weniger faszinierend. Meine Lieblingsstelle ist immer noch Devins erster Auftritt als Howie the Happy Dog. Selbst sein erstes Mal kann da nicht mithalten.

When you're twenty-one, life is a roadmap. It's only when you get to be twenty-five or so that you begin to suspect you've been looking at the map upside down, and not until you're forty are you entirely sure. By the time you're sixty, take it from me, you're fucking lost.

(Aus: Stephen King, Joyland, 2013)

Wiedergelesen (zum zigsten Mal)

Agatha Christie, The Adventure of the Christmas Pudding

Diese witzig-sentimentale bezaubernde Weihnachtsgeschichte ist einfach perfekt als Weihnachtsmorgenlektüre, und so konnte ich einfach nicht widerstehen, zumal ich mit 'Sethra Lavode' auch endlich langsam durch bin, und schob sie dazwischen. Und bin einmal mehr höchst angetan. Beinahe soviel wie M. Poirot am Schluß.

Poirot looked after her, nodding his head in satisfaction.
'Ah,' he said to himself. 'And now - I go. There is nothing more to be done here.'
A pair of arms slipped round his shoulders unexpectedly.
'If you will stand just under the mistletoe-' said Bridget.
Hercule Poirot enjoyed it. He enjoyed it very much. He said to himself that he had had a very good Christmas.

(Aus: The Adventure of the Christmas Pudding, Agatha Christie, 1960)

Neu gelesen:

Amanda Palmer, The Art of Asking

Nachdem sich soviel neuer Lesestoff angesammelt hat (auch Sword & Sorceress 29 wartet geduldig auf meinem SUB) und mein Tweet an Amanda Palmer so ein Erfolg war (10 Favoriten - ups, sogar 11 - ich fass es nicht), musste ich das Buch natürlich sofort drannehmen. Und es ist noch viel besser als erwartet, fesselnd, faszinierend, witzig, nachdenklich stimmend, und recht oft sehr nahegehend. (Wirklich das ganze Buch, nicht nur die Teile wo es um Ihre Beziehung zu Neil Gaiman geht.) Und was es noch interessanter macht als sowieso schon, ist die Tatsache, daß ich und alle anderen Fans die Entstehung des Buches nicht nur mitverfolgen, sondern sogar dazu beitragen konnten, wann immer sie via Twitter um Hilfe bei einem Wort oder einem Konzept bat. Allein die gesammelten Beiträge um das Hashtag #bookhelp würden schon ein faszinierendes Buch ergeben - vielleicht schreibt sie es ja mal.

Almost every important human encounter boils down to the act, and the art, of asking.
Asking is, in itself, the fundamental building block of any relationship. Constantly and usually indirectly, often wordlessly, we ask each other - our bosses, our spouses, our friends, our employees - in order to build and maintain our relationships with one another.
Will you help me?
Can I trust you?
Are you going to screw me over?
Are you suuuuure I can trust you?
And so often, underneath it all, these questions originate in our basic, human longing to know:
Do you love me?

(Amanda Palmer, The Art of Asking, 2014)

Neu gelesen:

Steven Brust and Skyler White, The Incrementalists

Das Buch macht mir schon seit über einem Jahr den Mund wässrig, aber ich war fest entschlossen bis zur Taschenbuchausgabe durchzuhalten. Jetzt ist es endlich geschafft und das Warten hat sich gelohnt. Die Story lässt sich ziemlich spannend an, wenn auch der mit jedem Kapitel zwischen Phil und Ren wechselnde POV etwas gewöhnungsbedürftig ist - zwischen zwei Sbahnstationen die nötige Konzentration aufzubringen, ist nicht immer leicht.
Und sonst frage ich mich bei Autorenteams immer, wer wohl was geschrieben haben mag, aber da ich von Skyler White noch garnichts kenne, kommt es mir hier immer vor, als wäre alles von Brust. Bis jetzt.

Achtung, jetzt folgt ein Zitat, kein eigener Kommentar :)

Ritual has a mass, a weight, a gravity. It pulls you into itself, and as you use it, it uses you. It takes power, and it gives power. Ritual is the same every time, otherwise it isn't ritual. It is different every time, otherwise it has no power. No matter how many times we experience the same ritual, it transpires differently than it lives in our memories.

(aus: The Incrementalists, Steven Brust and Skyler White, 2013)

Neu gelesen:

Cees Nooteboom, Briefe an Poseidon

So liebe ich Nooteboom am meisten - mit so kurzen, federleichten Betrachtungen über alles was ihm so unterkommt, hier ein bißchen gesammelt als Poseidon-Geschichten. Wie schön ist es da immer Gemeinsamkeiten zu entdecken, wie z.B. seine Vorliebe für das Sternbild Orion. Oder Dinge plötzlich ganz neu zu sehen. Ja, irgendwann muss ich mir Nootebooms Bücher mal selbst zulegen, statt sie mir immer nur schenken zu lassen (thanks again, dear)...

Vor Jahren muß ich das Buch erworben und gelesen haben, denn die Anmerkungen am Rand sind unverkennbar in meiner eigenen Handschrift geschrieben. Wo bleibt bloß all das, was wir lesen? Damals habe ich alle möglichen Sätze unterstrichen, Ausrufezeichen gesetzt, etwas von diesem verlorenem Wissen und dieser Weisheit muß doch in mich gesickert sein und kommt jetzt als vage Erinnerung wieder: die Menschen, die Lovejoy zitiert, der englische Dichter Joseph Addison und der Schweizer Charles Bonnet, Physiker und Philosoph, der sich als einer der ersten mit einer Evolutionstheorie beschäftigte, aber auch an einer Weiterleben nach dem Tod glaubte. Jahrelang hat das Buch in meinem spanischen Haus mit der verbissenen Geduld geschlummert, mit der vernachlässigte Bücher ihre Zeit abwarten. Lag es an den Würmerbuchstaben auf meinen weißen Wänden, daß ich den Weg zu dem schlummernden Buch wiederfand, in dem jemand einen Wurm seine Schwester nennt? Die Schleichwege des Gedächtnisses sind labyrinthisch und unergründlich.

(aus: Cees Nooteboom, Briefe an Poseidon, 2012)

Wiedergelesen:

Jasper Fforde, First among Sequels

Der fünfte Band markiert einen Neuanfang in der Serie und ist vielleicht am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig - der Humor wirkt hie und da etwas gezwungen. Aber die Heldin ist ja auch 14 Jahre älter. Daß das Buch mit ihrem Geburtstag beginnt, macht das Timing meines Wiederlesens auch fast ironisch. Und hätte ich noch ein Jahr gewartet, wären wir genau gleich alt ...

Still, I never knew why they made me feel as though I were an eighteen-year-old when I was now fifty-two and myself in the sort of respectable time of life that I thought they should be. That's the thing about hitting fifty. All your life you think the half century is death's adolescence, but actually it's really not that bad, as long as you can remember where you left your glasses.

(Jasper Fforde, Thurday Next - First among Sequels, 2007)