Neu gelesen: (als E-Book)

Jodi Picoult, Plain Truth

Endlich wieder ein E-Book, ich hatte es schon angefangen zu vermissen. Und endlich wieder ein Picoult, und dazu wieder so ein richtiger Knaller. Ganz abgesehen davon, dass es einen so tiefen Einblick in die Welt der Amish und ihrer Lebensanschauung gibt, war es wieder einmal sehr spannend und bewegend.
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I waited for Katie to make the connection, to say something about her own circumstances in relation to mine - but once again she surprised me. "You know what I noticed when I was with Jacob? In your world, people can reach each other in an instant. There's the telephone, and the fax - and on the computer you can talk to someone all the way round the world. You've got people telling their secrets on TV talk shows, and magazines that publish pictures of movie stars trying to hide in their homes. All those connections, but everyone there seems so lonely."

(Jodi Picoult, Plain Truth, 2015)

Neu gelesen:

Ulla Hahn, Das verborgene Wort

Das nachträgliche Geburtstagsgeschenk von meiner Mutter hielt mich mehr als eine Woche auf, ungewöhnlich eher für ein deutsches Buch. Zuerst reizte mich die Geschichte so garnicht, aber am Ende konnte ich mich doch kaum davon losreißen, so bewegend war es zu verfolgen wie sich die Ich-Erzählerin durch das Lesen von frühester Kindheit an nicht nur dem sinnlosen Vegetieren am Fließband und später im Büro und dann sogar der Alkoholsucht entkommt, sondern sich die Freiheit im Kopf erkämpft und bewahrt.
Und ja, ich sollte wieder mehr deutsche Literatur lesen. So einige von den vielen vielen Büchern, die die Erzählerin im Laufe des Buches verschlingt, sprach mich auch sehr an.
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Zauberworte mußte man wissen, damit Felsen sich öffneten, Steine zu Menschen würden, Schwäne zu Brüdern; Schlaftränke wurden heimlich gereicht, damit das rechte Wort nicht an rechte Ohr drang; Worte verhexten und erlösten, banden und befreiten. Welch eine Macht hatte ein einziges Wort, Macht über Leben und Tod. Besonders Namen.
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Bei meinen Leuten von Seldwyla füllte ich mich an mit erlesenen Männern und Frauen, Kindern und Greisen, Häusern und Gärten, Tieren und Pflanzen. Alles war sicher, das Glück so gut wie das Leid, selbst der Tod kam daher auf geraden Zeilen. Alles Leben begann mit dem ersten Satz und endete mit dem letzten. Und dazwischen ging ich, Leserin, Geschöpf, Hand in Hand mit dem Schreiber, dem Schöpfer, durch unsere Welt. Genoß die Wonne der Auflösung des engen, begrenzten Ichs in das buchstäbliche Leben; die mit nichts zu vergleichende Wollust, Schöpfer zu sein und Geschöpf zugleich. Ich war sie alle an diesem Sonntag, wählte Schicksale aus und streifte sie über wie Kleider. Kleider machen Leute. Bücher auch.
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Bisweilen ließ ich ihm den Vortritt, gönnte ihm die Illusion der Überlegenheit. Dazu muß man den Mund halten und so tun, als höre man gebannt zu. Was nicht dasselbe ist wie Zuhören. Auf das echte Zuhören zu verzichten ist sogar besser. Es nimmt zuviel von der Energie, die man braucht, um den Anschein ehrlichen Zuhörens aufrecht zu erhalten. Oft, wenn ich mich tatsächlich auf den Sinn der Sätze meines Gegenübers konzentrierte und nicht nur hinter der Maske äußerster Aufmerksamkeit ihren Klang an mir vorbeiströmen ließ, bekam ich zu hören, du hörst ja garnicht zu. Ich hatte vergessen, während ich hörte, hörend auszusehen. Wahres Zuhören reizt zum Widerspruch. Und Widerspruch wirkt auf Männer wie Weihwasser auf Teufel: Es schlägt sie in die Flucht. Es sei denn, man läßt durchschimmern, daß es sich bei dem Wagnis des Widerspruchs um einen bloßen Scheinwiderspruch handelt, einen Hundswiderspruch, wie die Hundskamille der echten zum Verwechseln ähnlich. Dann wirkt Widerspruch als verkappter Ansporn, der jeden Mann erst recht zu ausführlichen Darlegungen ermutigt. Allerdings empfiehlt sich diese Art des Servierens von Zustimmung nur im Gespräch mit intellektuellen Feinschmeckern, die hin und wieder sogar echten Widerspruch vertragen.

(Ulla Hahn, Das verborgene Wort, 2001)

Wiedergelesen (zum xten Mal)

Tanya Huff, Summon the Keeper

Nach 'Blood Price' konnte ich nicht länger wiederstehen und musste mir einfach den Eröffnungsband der Keeper-Trilogie noch einmal vornehmen. Schon weil man hier so deutlich sehen kann, wie sehr sich Huffs Stil in sieben Jahren verbessert hat. Aber hauptsächlich, weil es einfach riesigen Spaß macht. Vor allem der Running Gag mit Hells bissigen Kommentaren.
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A LIE! A LIE!
A PREVARICATION, WE CAN'T USE IT.
SAYS WHO?
THE RULES.
DAMN THE RULES.
Heated air, redolent of sulfur and brimstone, gusted up into the furnace room. DON'T THINK WE HAVEN'T TRIED.
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WEREWOLVES?
THERE WOLVES. THERE CASTLE.
The silence that fell in the furnace room was the sort of anticipatory silence that fell just before a smack. In this particular, it wasn't so much as a smack as total, all encompassing destruction.
The silence continued a moment longer, then a very small voice said, OW.

(Tanya Huff, Summon the Keeper, 1998)
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Neu gelesen (als E-Book)

Hans Fallada, Ein Mann will nach oben

Als ich mir 'Jeder stirbt für sich allein' auf den Paperwhite lud, kam dieses Buch gleich mit drauf, weil es umsonst war, und verschwand dann erst mal in meiner E-Bibliothek. Jetzt nahm ich es mir endlich vor und war sofort wieder tief beeindruckt, vor allem von der lebensnahen Erzählweise und der meisterhaften Charakterisierung. Das Buch wird mir wohl auch noch lange nachgehen.
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Aber sie würde seinen Schritt hören, und sie würde sich sagen: Er ist heimgekehrt. Er ist wieder da ... Ja, es war gut, heimzukehren. Irrtümer, Gefahren, Versuchungen, Zeiten der Schwäche: sie blieben keinem erspart. Aber dann kehrte man heim in sein Haus, in sein Eigenstes, in die Heimat, in das, was man aus sich heraus geschaffen hatte, das zu einem Stück des eigenen Ichs geworden war, mochte es nun ein Haus sein oder eine Frau oder eine ganze Stadt.

(Hans Fallada, Ein Mann will nach oben, erschienen 1953)

Neu gelesen: (als E-Book)

Jodi Picoult, My Sister's Keeper

Obwohl die Taschenbuchausgabe mittlerweile billiger ist als das E-Book, konnte ich einfach nicht länger widerstehen und lud es mir auf den Paperwhite. Und - natürlich - lohnte es sich doch, nicht nur wegen der unerwarteten Enthüllung am Ende der Anhörung und dem völlig überraschenden Ende (das vermutlich vielen Lesern das Buch verleidet hat), sondern auch weil viele Nebencharaktere genauso bewegend und mitreissend geschrieben sind wie die Hauptpersonen, und Picoult es schafft selbst die am negativsten erscheinende Figur der Mutter sympathisch und verständlich zu machen.

Normal, in our house, is like a blanket too short for a bed - sometimes it covers you just fine, and other times it leaves you cold and shaking; and worst of all, you never know which of the two it's going to be.
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Mr Hume, my science teacher, taught us about the primordial soup full of natural gases and muddy slop and carbon matter that somehow solidified into one-celled organisms called choanoflagellates...which sound a lot more like a sexually transmitted disease than the start of the evolutionary chain, in my opinion. But even once you get there, it's a huge leap from an amoeba to a monkey to a whole thinking person.
The really amazing thing about all this is no matter what yuo believe, it took some doing to get from a point where there was nothing, to a point where all the right neurons fire and pop so that we can make decisions.
More amazing is how even though that's become second nature, we all still manage to screw it up.
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When you have been with your partner for so many years, they become the glove compartment map that you've worn dog-eared and white-creased, the trail you recognize so well you could draw it by heart and for this very reason keep it with you on journeys at all times. And yet, when you least expect it, one day you open your eyes and there is an unfamiliar turnoff, a vantage point that wasn't there before, and you have to stop and wonder if maybe this landmark isn't new at all, but rather something you have missed all along.
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I try to work through the few things she has said, tracing them and trying to make sense of them the way the Greeks somehow found five points in the sky and decided it looked like a woman's body.
Then it hits me - I am looking in the wrong place. The Aboriginal people of Australia, for example, look between the constellations of the Greeks and the Romans into the black wash of sky, and find an emu hiding under the Southern Cross where there are no stars. There are just as many stories to be told in the dark spots as there are in the bright ones.
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There's an indigenous tribe in Africa that tells of life coming from the second star in Alpha Centauri, the one no one can see without a high-powered telescope. Come to think of it, the Greeks, the Aboriginals, and the Plains Indians all lived continents apart and all, independently, looked at the same septuplet knot of the Pleiades and believed them to be seven yuong girls running away from something that threatened to hurt them.
Make of it what you will.

(Jodi Picoult, My Sister's Keeper, 2004)

Neu gelesen (als E-Book)

Jodi Picoult, Vanishing Acts

Mein viertes Buch von Picoult ist der bisher am breitesten gefächerte - als ob die Kernstory von der Entführung noch nicht genug wäre, geht es hier um Alkoholismus, Gefängnisleben, Kultur und Traditionen der Hopi, mexikanische Hexen, die Arbeit der Rettungsspürhunde, die Authenzität und Manipulation von Erinnerungen - und alles wie immer unglaublich packend und nahegehend in einer faszinierenden Geschichte zusammengefaßt. So allmählich macht mich die Autorin süchtig.
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Sometimes parents don't find what they're looking for in their child, so they plant seeds for what they'd like to grow there instead. I've witnessed this with the former hockey player who takes his son out to skate before he can even walk. Or in the mother who gave up her ballet dreams when she married, but now scrapes her daughter's hair into a bun and watches from the wings of the stage. We are not, as you'd expect, orchestrating their lives; we are not even trying for a second chance. We're hoping that if this one thing takes root, it might take up enough light and space to keep something else from developing in our children: the disappointment we've already lived.
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I suddenly remember being very little and being embraced by my father. I would try to put my arms around my father's waist, hug him back. I could never reach the whole way around the equator of his body; although I'd squeeze hard, he was that much larger than life. Then one day, I could do it. I held him, instead of him holding me, and all I wanted at that moment was to have it back the other way.
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"It just goes to show you," my father told me, on the last good day, "the world's only as big as what you know."
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I realize suddenly, that everyone is a liar. Memories are like a still life painted by ten different student artists: some will be blue-based; others red; some will be as stark as Picasso and others as rich as Rembrandt; some will be foreshortened and others distant. Recollections are in the eye of the beholder; no two held up side by side will ever quite match.

(Jodi Picoult, Vanishing Acts, 2005)

Neu gelesen: (als E-Book)

Margaret Atwood, Good Bones

Die Synopsis reizte mich, weil das Buch so kurz ist, keine Handlung, nur Gedankenspielereien und Betrachtungen, und die allesamt witzig, bissig, nachdenklich stimmend und immer höchst unterhaltsam. Besonders "Adventure Story", über die Reise der Spermien, mein persönlicher Favorit und nicht zuletzt, weil hier die Helden geschlechtsmäßig gleich aufgestellt sind:

(You may think I'm talking about male bonding, or war, but no: half of these are female, and they swim and help and sacrifice their lives in the same way as the rest.)
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though even stupid women are not so stupid as they pretend: they pretend for love.
Men love them because they make even stupid men feel smart: women for the same reason,
and because they are reminded of all the stupid things they have done themselves,
but mostly because without them there would be no stories.
No stories! No stories! Imagine a world without stories!
But that's exactly what you would have, if all the women were wise.

aus: Margaret Atwood, Good Bones, 1992